ArcelorMittal schockt seine Mitarbeiter

Die Direktion der Lütticher Abteilung des Stahlriesen ArcelorMittal hat angekündigt, die beiden letzten in Wallonien noch aktiven Hochöfen für die Warmstahlproduktion schließen zu wollen. ArcelorMittal plant, die Produktion in der Gegend stark zurückzufahren. In der Region arbeiten derzeit noch 3.000 Menschen für das Unternehmen. Hunderte Arbeitsstellen sind bedroht. An diesem Donnerstagmorgen sollte eine außerordentliche Betriebsratsversammlung stattfinden. Diese ist jedoch verschoben worden.

Bei ArcelorMittal brodelt es schon seit Wochen. Letzte Woche kam es bereits zu Streiks und wurde ein Teil der Direktion vom Personal als Geisel genommen.

Die Zeitung L'Echo hatte zudem am Mittwochmorgen geschrieben, dass ArcelorMittal ein Großteil der Lütticher Aktivitäten einstellen wolle. Am Nachmittag wurden die Gewerkschaften dann davon unterrichtet.

Die beiden Hochöfen von Seraing und Ougrée werden jetzt also definitiv geschlossen. Die von Seraing war bereits seit einiger Zeit ausgesetzt worden. Auch die Gießerei in Chertal ist davon betroffen. Lediglich das Kaltwalzwerk und die Produktion von Flachstahl werden weiterlaufen.

Laut dem französischsprachigen Sender RTBF wolle die Direktion das Renault-Gesetz in Anspruch nehmen und das bedeutet kollektive Entlassungen. Ein soziales Blutbad wäre die Folge. Das Unternehmen nennt als Grund für die Schließung der Hochöfen die schlechte Konjunktur und die entsprechenden schlechten Perspektiven.

Arbeitnehmer und Gewerkschaften reagierten geschockt. Für Donnerstagmorgen war eine außerordentliche Betriebsratsversammlung für 9 Uhr angesetzt, die jedoch verschoben worden ist. Man ist auf der Suche nach einem anderen Sitzungsort, denn vor dem Hauptsitz haben sich inzwischen Dutzende Arbeiter und Angestellte versammelt und die Stimmung ist sehr angespannt. Einige haben ihr Gesicht vermummt, die Medien dürfen nicht zu nahe herankommen. Es herrscht Kampfgeist, auch bei den Gewerkschaften.

Die wallonische Regierung will sich ebenfalls an diesem Donnerstagmorgen in Namur beraten. Die Direktion von ArcelorMittal hatte sich bereits mit dem wallonischen Ministerpräsidenten Rudy Demotte (PS), Wirtschaftsminister Jean-Claude Marcourt (PS) und Arbeitsminister André Antoine (CDH) getroffen.

In flämischen Gent steht auch eine Niederlassung von ArcelorMittal, aber die soll fortgesetzt werden, sagen die Gewerkschaften. Bei ArcelorMittal in Gent arbeiten rund 4.500 Menschen.

Eine Zukunft ohne Warmstahlproduktion in Lüttich?

Am Mittwochabend ließ die Direktion von ArcelorMittal die wallonische Regierung wissen, dass die gesamte Warmstahlproduktion in Lüttich definitiv geschlossen werde.

Die Gewerkschaften fragen sich nun, ob die Produktion von Flachstahl und das Kaltwalzwerk noch eine Zukunft haben, wenn die Warmstahlproduktion in Lüttich wegfällt.

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