Brüssel: "Dies ist kein Weihnachtsbaum"

Ganz nach dem Motto des belgischen Malers Magritte und seinem "Verrat der Bilder" präsentiert die Stadt Brüssel in diesem Jahr einen Weihnachtsbaum, der keiner ist. Die Brüsseler Stadtverwaltung hatte vergangene Woche angekündigt, den traditionellen Weihnachtsbaum in diesem Jahr durch eine 24 Meter hohe Licht-Konstruktion ersetzen zu wollen. Das hat inzwischen zu einem Proteststurm im Internet geführt.

Schon seit Jahren steht auf dem Marktplatz in Brüssel ein großer Tannenbaum zu Weihnachten. In diesem Jahr soll das kein gewöhnlicher Nadelbaum mehr sein, sondern ein digitales Exemplar. "Die Zuschauer werden eingeladen, den Baum, das Symbol des Festes am Jahresende, durch Projektionen auf Großbildschirmen, mit bunten Lichtern und in vollem Glanz anders zu betrachten", heißt es. Tagsüber soll der Baum zudem als Ausguck dienen. Der Stamm ist eine Treppe, der zu einem Podium führt, das 19 Meter hoch ist. Von hier aus soll der Besucher einen Panoramablick auf den Marktplatz und die Brüsseler Innenstadt haben.

Der Baum, der keiner sein wird, hat inzwischen zahlreiche Reaktionen hervorgerufen

Letzte Woche sagte das CD&V-Stadtratsmitglied Bianca Debaets, dass sie fürchte, dass “die Sichtbarkeit der christlichen Religion der Anlass gewesen sei, den Weihnachtsbaum zu verbannen>.” “Und die Folgen?", fragte sie sich. "Alle Ostereier aus der Stadt zu verbannen, weil sie auf Ostern verweisen?"

Ihre Bemerkungen bekamen schnell ein Eigenleben auf sozialen Netzwerken im Internet.

“Wir wollen einen richtigen Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz”, ist auf der Online-Petition lapetition.be zu lesen. “Nach dem Verbot von Schweinefleisch in den Schulen und der Namensänderung des Weihnachtsmarktes in "Winterpret" fordern wir mehr Respekt für unsere Werte und Traditionen.” Schon rund 12.000 Menschen haben die Petition unterzeichnet, mit der am Samstag im Internet gestartet wurde.

Es gehe bei Entscheidung nicht um weihnachtliche Symbole

Die Stadt Brüssel betont unterdessen, dass Religion keine Rolle bei der Entscheidung, den Weihnachtsbaum durch ein Lichtspektakel zu ersetzen, gespielt habe.

Die Alternativkonstruktion sei Teil der "Winterwunder"-Aktion der Stadt zur Weihnachtszeit, die sich in diesem Jahr auf das Thema Licht konzentriere, erklärte ein Sprecher der Stadt gegenüber mehreren Medien noch. Es gehe der Stadt nicht darum, mit dem Lichtexemplar weihnachtliche Symbole zu entfernen. Auch habe die muslimische Gemeinschaft "nichts" mit dem Projekt zu tun.

Der sozialistische Bürgermeister beeilt sich noch, zu unterstreichen, dass die Weihnachtskrippe auf jeden Fall bestehen bleibe.

Andere Veranstaltungen im Rahmen von "Winterpret"

Auch auf anderen Plätzen in der Stadt, zum Beispiel auf dem Oude Graanmarkt, dem Sint-Katelijne-Platz und in der Devauxstraat werden übrigens visuelle Auftritte und Lichter zu sehen sein. Im Rahmen des Musikfestivals "Balkan Trafik!", das letztes Jahr im Bozar statt fand, werden zudem ein Dutzend kostenlose Konzerte auf dem Sint-Katelijne-Platz veranstaltet.

Schließlich organisiert die Stadt Brüssel auch in diesem Jahr wieder einen Weihnachtsmarkt, richtet eine Schlittschuhbahn ein und stellt ein Riesenrad in der Stadt auf. Ein Wohltätigkeitslauf findet am 27. November um 19.30 Uhr statt.

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