Belgische Bahn storniert Siemens-Auftrag

Die von Siemens gebauten Nahverkehrszüge vom Typ Desiro haben sich offenbar als nicht zuverlässig erwiesen. Bei der belgischen Bahngesellschaft NMBS/SNCB hat man inzwischen eine Stornierung des Auftrags in die Wege geleitet und fordert Schadenersatz vom Hersteller.
Die neuen Siemens-Desiros sorgen für Frust bei der belgischen Bahn

Die belgische Bahngesellschaft NMBS/SNCB ist mit den neuen Desiro-Nahverkehrszügen des deutschen Herstellers Siemens unzufrieden. Die Bestellung von 305 neuen Elektrotriebwagen des Typs Desiro beläuft sich auf 1,53 Mia. €, wovon fast die Hälfte bereits gezahlt worden sei, wie die Wirtschaftsblätter De Tijd und L’Echo am Dienstag meldeten.

Der Frust bei der belgischen Staatsbahn ist offenbar inzwischen so groß, dass eine Stornierung des Auftrags bei Siemens in die Wege geleitet wurde und mittlerweile stehen auch Schadenersatzforderungen gegen Siemens im Raum. Der Firma Siemens seien seit der Auslieferung der ersten Desiros bereits 1.500 Problemberichte von Seiten der belgischen Bahn zugestellt worden. Technik und Qualität sind offenbar sehr anfällig.

Auszüge aus der Mängelliste

- Zu geringe Antriebskraft für einen zu schweren (dreiteiligen) Zug
- Automatisches Öffnen und Schließen der Türen durch Druckluft versagt häufig
- Sensoren der Spülsysteme in den Aborten „erkennen ihre Aufgaben“ nicht
- Häufige Störungen bei der Klimaanlage der Züge
- -Software-Probleme im Antriebssystem

Rund 900 der fast 1.500 gemeldeten Probleme übernahm Siemens im Rahmen der Garantieklauseln. Mehr als 500 weitere Klagen werden derzeit noch überprüft und in 77 Fällen wies der Hersteller jede Verantwortung für die Fehler zurück. Derzeit sind 61 der insgesamt 305 bestellten Desiros ausgeliefert. Probleme durch die verspätete Auslieferung der Züge, die eigentlich seit 2011 komplett in Betrieb sein sollten, führten bereits zu Schadenersatzzahlungen an die NMBS/SNCB in Höhe von 25 Mio. €.

Siemens hat der belgischen Bahngesellschaft NMBS/SNCB bereits Schadensersatz für die verspätete und problembehaftete Auslieferung der neuen Elektroloks der Typen 18 und 19 zahlen müssen. Inzwischen laufen diese Maschinen aber zufriedenstellend, so dass ältere Fahrzeuge massiv abgestellt werden konnten.

Ähnliche Probleme, wie mit Siemens, haben die belgische und die niederländische Bahngesellschaft mit dem italienischen hersteller AnsaldoBreda, denn die Fyra-Hochgeschwindigkeitszüge für die Verbindung Brüssel-Antwerpen-Amsterdam sind so schlecht, dass ein Betrieb sogar untersagt wurde.

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