Aachen: Konferenz zu den Meilern Tihange und Doel

Die Haarrisse, die im vergangenen Jahr in den Ummantelungen der Meiler Doel 3 und Tihange 2 in den gleichnamigen belgischen Kernkraftwerken festgestellt wurden, beunruhigen weiter die Atomkraftgegner im In- und Ausland. Im grenznahen Aachen in Nordrhein-Westfalen fand an diesem Wochenende eine Konferenz dazu statt.

Eingeladen zu dieser Konferenz zu den umstrittenen Meilern in Tihange bei Lüttich (Foto oben) und in Doel bei Antwerpen (kleines Foto unten hatte das Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen mit Unterstützung der Fraktion der Grünen/EFA im Europäischen Parlament. Teilnehmerin dabei war u.a. Rebecca Harms, die Vorsitzende der Grünenfraktion im Europaparlament.

Gemeinsam mit renommierten Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachbereichen (z.B. Mechanik, Materialwissenschaft, Sicherheits- und Risikowissenschaften, Chemie) wurden die Berichte der belgischen Atomaufsichtsbehörde und mögliche Risiken analysiert. In einem abschließendem Bericht wurden weitere Fragen formuliert, die von der belgischen Aufsichtsbehörde zu klären sind.

Rebecca Harms sagte im Vorfeld der Konferenz: "Dass die beiden Reaktoren noch immer am Netz sind ist unverantwortlich, weil völlig unklar ist, welches Risiko von den Rissen im Stahl des Reaktordruckbehälters ausgeht. Auch auf europäischer Ebene müssen wir uns weiter mit diesen Sicherheitsrisiken auseinandersetzen. Die Folgen eines Atomunfalls machen nicht an Ländergrenzen Halt. Der europäische Stresstest darf kein Alibi für Weiterbetrieb und Laufzeitverlängerung der Reaktoren zu rechtfertigen. Ich setze mich weiter für einen europäischen Atomausstieg ein. Die Energiewende muss europäisch gedacht werden.“

Kopfschütteln bei Fachleuten

Materialwissenschaftlerin Ilse Tweer wies dabei auf einige Unklarheiten hin: "Bisher ist es nicht zu belegen ob die Fehlstellen in den beiden Reaktoren bereits bei der Herstellung entstanden sind oder während des Betriebs. Deshalb weiß man auch nicht, ob sie sich während des Betriebs vergrößern könnten. Das Risiko ist völlig unklar. "

Léo Tubbax, Sprecher der belgischen Anti-Atomkraft-Bewegung Nucléaire Stop gab an, dass man sich mit Fachleuten mit dem Kraftwerksbetreiber Electrabel und mit der belgischen Atomaufsichtsbehörde FANC/AFCN zusammensetzen wolle:

„Trotz der Tatsache, dass etwa 10.000 Haarrisse festgestellt wurden, gaben die Aufsichtsbehörde und die zuständigen politischen Instanzen grünes Licht zur Wiederinbetriebnahme der beiden Meiler im Sommer 2013. Nach Ansicht von vielen international anerkannten Fachleuten ist dieser Schritt auf Basis der zur Verfügung stehenden Dokumente weder nachvollziehbar, noch kontrollierbar."

Die während der Konferenz in Aachen verfassten Dokumente werden sowohl Electrabel, als auch der FANC/AFCN und den zuständigen politischen Gremien zugestellt.

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