Wahl-O-Mat: Flamen und Wallonen denken oft gleich

Ab dem heutigen Donnerstag kann man auf unserer niederländischsprachigen Webseite deredactie.be einen Wahl-O-Mat zu den belgischen Wahlen nutzen. Die Fragestellungen und Thesen wurden zunächst einer repräsentativen Auswahl an Flamen und Wallonen vorgelegt. Das Ergebnis ist, dass beide Gruppen, trotz ihrer Unterschiede, oft das gleiche denken.

In Krisenzeiten keine automatische Lohnanpassung?

Bei der These "In Krisenzeiten sollten die Löhne nicht automatisch an die Preiserhöhungen angeglichen werden", also eine Beibehaltung der automatischen Indexkoppelung, sind 71% der Wallonen und 64% der Flamen für die Beibehaltung des derzeitigen Systems der Lohnindexierung.

Die flämischen Liberalen Open VLD und die flämischen Nationalisten N-VA wollen in Krisenzeiten darauf verzichten.

Sozialhilfeempfänger zu gemeinnütziger Arbeit verpflichten?

Auch bei der Frage, ob man Sozialhilfeempfänger zu gemeinnütziger Arbeit verpflichten sollte, sind sich flämische und wallonische Bürger mehr oder weniger einig: 80,4% Flamen und 71,8% Wallonen sind dafür.

Bei den Parteien gibt es allerdings unterschiedliche Auffasungen in diesem Punkt: Auf Seiten der französischsprachigen Parteien steht nur die liberale MR hinter der Idee. Bei den flämischen Parteien sind nur die Grünen Groen und die Sozialisten SP.A dagegen, alle anderen stehen dieser Idee positiv gegenüber.

Mindestservice-Angebot, wenn die Bahn streikt?

Alle flämischen Parteien außer den Sozialisten SP.A, sind sich einig, dass eine Mindestdienstleistung im Falle eines Streiks der belgischen Bahn, NMBS, angeboten werden muss. Diese Meinung vertreten auch 87,2 Prozent der befragten Flamen. 84,9 % der Wallonen findet das ebenfalls, auch wenn der Eindruck weit verbreitet ist, dass die Streikbereitschaft im Süden des Landes viel größer ist als im Norden des Landes.

Das Königshaus

Der Durchschnittswallone ist ein Stück weit königstreuer als der Durchschnittsflame. Das ist jedenfalls die allgemein verbreitete Meinung in Belgien. Bei der Frage, ob die Dotation der königlichen Familie gesenkt werden sollte, unterscheidet sich das Ergebnis der Wallonen und Flamen allerdings nicht sehr stark.

83,1% der Flamen findet, dass die königliche Familie weniger Geld bekommen sollte. Bei den Wallonen ist der Anteil 74,4%.

Reiche mehr besteuern?

Die Mehrheit der Flamen und Wallonen findet übrigens, dass große Vermögen stärker besteuert werden müssten: 80,6% der Wallonen und 74,8% der Flamen.

Bei den flämischen Parteien hält sich die Begeisterung für diese Forderung in Grenzen. Nur SP.A und Groen sind dafür. Auf der französischsprachigen Seite sind alle dafür, sogar die liberale MR.

Firmenautos

Ein anderes Beispiel ist die Diskussion um Firmenautos. Groen ist die einzige flämische Partei, die der Meinung ist, dass diese stärker besteuert werden müssten.

Viele Wallonen und Flamen denken offenbar jedoch anders als die meisten Parteien. 58,6% der Wallonen und 54,4% der Flamen sind der Idee der stärkeren Besteuerung von Firmenwagen positiv gesinnt.

Sollten Staatsausgaben in den nächsten Jahren gleich bleiben?

Sowohl in Flandern (79,5%) als auch in Wallonien (73,2%) ist eine große Mehrheit der Meinung, dass die Staatsausgaben in den kommenden Jahren nicht zunehmen sollten. Auf der flämischen Seite sind die SP.A und Groen die einzigen Parteien, die damit nicht einverstanden sind.

Größere Meinungsunterschiede in Punkto Reformen

Die größten Unterschiede sehen wir in Punkto Reformen bei den belgischen Sprachgemeinschaften bzw. Regionen.

Alle französischsprachigen Parteien wollen einen föderalen Wahlkreis. Bei den flämischen Parteien wollen das nur Groen und Open VLD.

Die öffentliche Meinung ist in diesem Punkt gespalten. In Wallonien ist 48,8% dafür und 30,1% dagegen, in Flandern ist das umgekehrt: 34,2% ist dafür und 47,7% ist dagegen.

Bei der Spaltung des Sozialsystems sind N-VA und Vlaams Belang Verfechter dieser Idee. 35,7% der Flamen ist dafür, aber fast genauso viele sind dagegen oder haben keine Meinung hierzu.

Bei den Wallonen ist 16,4% dafür und 58,3% gegen diese Spaltung. Auffallend ist, dass der Widerstand gegen diese Idee im französischen Landesteil offenbar etwas weniger groß ist, als man erwarten würde.

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